Praxiserfahrungen mit Event Storming als agiler Ansatz für die Business-Analyse im Team

28.06.2021 | Matthias

Ein gemeinsames Verständnis der fachlichen Anforderungen, Benutzerbedürfnisse und Prozesse ist in der Entwicklung von digitalen Produkten ein entscheidender Faktor. Wenn von Anfang an eine gemeinsame Sprache zwischen den verschiedenen Rollen, welche an der Entwicklung des Produktes beteiligt sind, gesprochen wird, trägt dies entscheidend zum Erfolg und zur Qualität der Software bei.

Kollaborative Modellierung

Doch wie holt man Fachspezialist*innen, Business Analyst*innen, User Experience Designer*innen, Entwickler*innen und Test/Betrieb von Anfang an mit ins Boot und schafft dieses gemeinsame Verständnis? Eine Möglichkeit sind kollaborative Modellierungsmethoden, zum Beispiel das hier näher beschriebene Event Storming.

Was ist Event Storming?

Der Begriff Event Storming setzt sich zusammen aus Domain Events (fachliche Ereignisse im Prozess) und Brain Storming. Es ist eine ursprünglich von Alberto Brandolini entwickelte und in der Domain-Driven-Design Community verfeinerte Methode, welche alle Stakeholder in einem (auch virtuellen) Raum zusammenbringt.

Dabei werden in der ersten Phase im Big Picture Event Storming die wichtigsten fachlichen Ereignisse auf Post-Its notiert und an die Wand geklebt. Nach dieser, im Sinne eines Brain Storming durchaus bewusst etwas chaotischen Phase, werden die Schlüssel-Ereignisse identifiziert - dies können zum Beispiel wichtige Übergänge im Prozess oder zentrale Ereignisse wie das Abschicken einer Bestellung sein. Danach werden die Ereignisse in eine zeitliche Reihenfolge gebracht und alternative Prozessflüsse oder Fehlersituationen voneinander getrennt. Spannend sind dabei vor allem auch die Diskussion und die Energie, welche im Raum entstehen. Jede und jeder kann sich damit bereits in einer frühen Phase der Produktentwicklung einbringen.

Event Storming Anleitung

Während des Workshops werden auch Actors und externe Systeme identifiziert, welche am Prozess beteiligt sind. Ebenso werden Hotspots/Risiken aufgedeckt und wo möglich gleich diskutiert, genau so wie Chancen für die Zukunft identifiziert. Diese beiden Elemente dienen auch dazu die Modellierung im Fluss zu halten, ohne dabei jeden aufgedeckten offenen Punkt unmittelbar im Detail zu diskutieren.

Jede Element-Art (Event, Hotspot, externe Systeme, …) hat ihre eigene Post-It Farbe und kann damit einfach visuell identifiziert werden.

Event Storming Virtuell

Schlussendlich ist der Prozess modelliert und auch gleich dokumentiert. Damit kann das Outcome als Grundlage für das weitere Design der Software verwendet werden, sei es mittels klassischen Design-Methoden oder einem detaillierteren Design-Level Event Stormings.

Was wir beim Event Storming gelernt haben

Das inhaltliche Ergebnis des Workshops ist ein modellierter Prozess als Grundlage für das weitere Design und die Umsetzung. Doch mindestens so wichtig ist das während den Diskussionen entstehende gemeinsame Verständnis und die Inputs aus dem ganzen Team, welche schlussendlich das Gesamtergebnis wesentlich verbessern.

Die Information im Workshop fliesst in zwei Richtungen: Einerseits von den Fachexpert*innen und dem Team in Richtung des modellierten Prozesses, andererseits von Modellierungsergebnis und Diskussionen wieder zurück ans gesamte Team.

Die Unterschiede der in den verschiedenen Köpfen vorhandene Vorstellung vom Produkt und den darin abgebildeten Prozessen wurde in den Diskussionen transparent und hat sich zu einem gemeinsamen Verständnis weiterentwickelt. Gerade die Punkte, in welchen unterschiedliche Meinungen vorhanden waren, haben zu spannenden Diskussionen geführt: Soll die App ohne Login nutzbar sein? Welche Daten benötigen wir wirklich von den Benutzenden? Was wenn die gewisse App-Berechtigungen nicht erteilt werden? usw.

Die am Schluss durchgeführte Retro spricht eine deutliche Sprache und hat uns darin bestärkt dieses Workshop-Format auch bei weiteren entwickelten Produkten einzusetzen:

Event Storming Retro

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