• Agile Leadership

Datum

18. Dec 2025

„Braucht es euch überhaupt noch?“ – Diese Frage verfolgt mich bis zum Glühweinstand

„Braucht es das überhaupt noch?“ – diese Frage begegnet mir schon bitz häufiger als mir lieb ist. Agilität scheint ihren Glanz verloren zu haben. Doch genau dieser Moment markiert keinen Abschied – sondern den Übergang in eine reifere, wirksamere Phase. Eine kurze Geschichte und persönliche Einschätzung.

Letzte Woche beim Glühwein hat mich jemand gefragt, was ich eigentlich beruflich mache. „Agile Coach“, antwortete ich.

Sofort kam sie wieder, diese inzwischen vertraute Reaktion. Ein kurzer Blick, ein zögerndes Lächeln. Dann der Satz, der mir in den letzten Monaten immer wieder begegnet. Ich musste schmunzeln, weil er so vorhersehbar geworden ist.

Solche Momente sind kein Zufall. Sie spiegeln wider, was in vielen Unternehmen passiert: Der Agile-Hype hat seinen Zenit überschritten. Die Buzzwords glänzen nicht mehr, Zertifikate stapeln sich, und der Methodenzirkus ermüdet Teams wie Führungskräfte gleichermassen.

Doch genau jetzt beginnt etwas Entscheidendes:
Agilität ist nicht tot. Sie wird erwachsen.
Weniger Dogma. Mehr Wirkung. Weniger Rituale. Mehr Sinn.

Warum der Hype abflachte und wie wir uns unterwegs verloren haben

Scrum, SAFe & Co. wurden lange wie Heilsversprechen verkauft: Framework ausrollen, Zertifikate verteilen, bunte Post-its und schon ist man „agil“.

Die Realität sah oft anders aus:

  • Methoden wurden oberflächlich eingeführt.

  • Führung blieb hierarchisch und bremste Selbstorganisation mit Micromanagement.

  • Meetings und Rollen wurden überbetont, Kundschaftsnutzen unterschätzt.

  • Und Zertifizierungen erzeugten Erwartungen wie: „Ein Training = wir sind jetzt agil.“
    (Ein bisschen wie Schachregeln lesen und sich danach Grossmeister:in nennen.)

Gleichzeitig wurde Agilität an vielen Orten zu einer Wohlstandserscheinung:
Eine Jahresration an farbigen Post-its, überlange Check-ins und Ritualtreue statt die Frage nach Wertschöpfung.

Da sassen 40 Menschen in einem Meeting, machten einen 10-Minuten-Check-in, und viele dachten sich: WTF?! Solche überladenen Rituale wurden mit Agilität verwechselt, doch sie waren nur gut gemeinte Routine ohne Wirkung.

Was wir unterschätzt haben:
Viele Organisationen arbeiteten seit Jahren in engen, hierarchischen und regulierten Strukturen. Das bedeutet: Klare Vorgaben, feste Prozesse und wenig Gestaltungsspielraum. Als dann plötzlich „Selbstorganisation“ gefordert wurde, fehlten oft die Voraussetzungen.

Es ist ein bisschen wie im Sport:
Ein Team, das bisher in der 3. Liga gespielt hat, kann nicht einfach am nächsten Tag in der 1. Liga bestehen (Merci Pesche für das Beispiel). Nicht weil die Menschen schlecht sind, sondern weil Training, Spieltempo und Erfahrungslevel komplett andere Anforderungen stellen.

Wir haben versucht, mit Agilität strukturelle Defizite zu kompensieren.
Und als der Wind wieder stärker wurde, kam der Reflex zurück, sich an das Bekannte zu halten:

  • „Ich habe immer gesagt, das funktioniert nicht.“

  • „Agilität wieder abbauen.“

  • „Komische Rollen rausschmeissen.“

  • „Agile Coaches und Scrum Master sparen wir uns jetzt.“

Das tut weh. Besonders, weil wir Agilität aus Überzeugung leben.
Aber: Es ist ein systemischer Effekt, kein Scheitern der Idee.

Warum dieser Wandel normal ist – der Überschwinger von Systemen

Bildquelle: (https://learnchannel-tv.com/wp-content/uploads/2023/09/Vergleich-Aperiodischer-Fall-vs-Schwingfall.png.webp)

Aus der Perspektive des Regelverhaltens von Systemen passiert gerade etwas vollkommen Normales. Wenn ein System möglichst effizient einen neuen Soll-Wert anstreben will, überschwingt es.

Genau das war der Agile-Hype:

  • grosser Impuls → Übersteuerung (Framework-Dogma, Zertifikatsglanz, Zeremonien addieren)

  • Ernüchterung → Frust, Müdigkeit

  • Korrektur → reifere, realistischere Agilität

Der Überschwinger war kein Fehler. Er war ein notwendiger Teil der Entwicklung.

Jetzt pendeln wir uns auf einem gesunden Niveau ein.

Was jetzt kommt: Hybride Organisationen mit echter Ergebnisorientierung

Unternehmen kehren nicht zur alten Welt zurück. Aber sie verabschieden sich auch vom „Framework macht alles besser“-Denken. Die Zukunft liegt dazwischen: hybrid, pragmatisch, wertorientiert.

Agile Prinzipien dort, wo sie sinnvoll sind.
Klassische Managementlogik dort, wo es Stabilität braucht.

Das ergibt ein Arbeitsmodell, das im Alltag funktioniert [3][4][1]:

  • iterative Entwicklung für schnelleres Lernen

  • klare, unbürokratische Prozesse

  • Feedbackzyklen, die wirklich Entscheidungen beeinflussen

  • Autonomie, wo Verantwortung möglich ist

  • Stabilität, wo Qualität und Sicherheit entscheidend sind

  • KI & Automatisierung als echte Entlastung statt Buzzword

Parallel verändert sich die operative Realität der Teams [5][1][2][3]:

  • Ergebnis vor Ritual – Rituale geben Struktur, kein Selbstzweck.

  • laterale Führung & Servant Leadership

  • Netzwerkstrukturen, wo Agilität Wirkung zeigt

  • klare Linienorganisation, wo sie effizienter ist

Methoden werden wieder zu Werkzeug & nicht zur Identität.
Agilität ist eine Arbeitsweise, kein Selbstzweck.

Fazit: Agilität ist nicht tot. Sie ist endlich erwachsen.

Die kommenden Jahre gehören Organisationen, die flexibel, technologisch intelligent und ergebnisorientiert agieren.

Agilität wird nicht abgeschafft, sie wird integriert:
in Management, Technologie, strategische Entscheidungsprozesse.

Erfolgreiche Unternehmen mischen das Beste aus beiden Welten [1][2][3]:

  • agile Prinzipien

  • klare Strukturen

  • technische Exzellenz

  • und eine Kultur, die Veränderung nicht fürchtet, sondern lebt

Agile Coaches werden also nicht überflüssig – sie werden anders gebraucht.
Weniger als agile Prediger:innen. Mehr als Organisationsgestalter:innen, die helfen, Agilität zu verankern.

PS: Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe, Agilität Scrum/SAFe

Quellen

[1] (Agile im Jahr 2025:8 Trends, die Softwareentwicklung und -bereitstellung neu gestalten | Easy Agile )
[2] (2025: Der Agile-Hype ist vorbei - INSPECT&ADAPT )
[3] (Agile Studie 2024/25: Agilität als Motor der Produktorientierung )
[4] (Agiles Projektmanagement 2025: Trends, Methoden & Tools für die Zukunft der Arbeit )
[5] (HR Insights Report 2025: Die wichtigsten Personaltrends im Überblick | Personio )