Workshop-Szene mit drei Mitarbeitenden, die an einer Lösung mit Post-its und Markern arbeiten
  • Digitale Transformation

Datum

24. Jul 2025

6 kritische Erfolgsfaktoren für die Digitale Transformation

Die digitale Transformation ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist da. Unternehmen aller Branchen stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle an die Anforderungen einer zunehmend vernetzten, datengetriebenen und schnelllebigen Welt (VUCA, BANI, choose whatever acronym fits you the most…) anzupassen. Dabei geht es nicht mehr nur um Einführung neuer Softwarelösungen oder den Ausbau der IT-Infrastruktur. Wir sind mittendrin in einem tiefgreifenden Wandel, der die ganze Organisation betrifft – strategisch, strukturell, kulturell und operativ.

How to: Digitale Transformation

Woran scheitern digitale Initiativen – was unterscheidet erfolgreiche Transformationsprojekte von den gescheiterten? In diesem Blogartikel zeige ich sechs kritische Erfolgsfaktoren auf, die Unternehmen helfen, ihre digitale Transformation nicht nur zu dynamischer zu machen, sondern zu nachhaltigem Erfolg zu führen. Sie bieten Orientierung für Entscheider:innen & Digitalverantwortliche, die den Wandel aktiv gestalten wollen. Damit du nicht gleich viele digitale Tools wie frustrierte Mitarbeitende hast.

1. Eine klare, an die Organisation angepasste Digitalisierungsstrategie

Zu viel Strategie, zu wenig Strategie, Stossrichtung hier, Initiative da. Vor lauter Digitalisierungsstrategien, Transformationskonzepten und Potenzialen für hier noch etwas und da noch einen Prozess zu optimieren raucht uns spätestens wegen KI der Kopf. Trotzdem, es braucht Strategie und es braucht Richtung & Struktur. Wenn wir nicht wissen, warum wir den Weg der Digitalen Transformation gehen wollen und wohin er uns führen soll, dann riskieren wir, die Mitarbeitenden zu verlieren oder gar nicht erst ins Boot zu holen (aka Leuchtturm-Projekt oder noch böser, Top-Down Vorschlaghammer).

Ich verstehe Strategie wie Hermes-Dokumente (wär hätte gedacht, dass ich diese Parallele schlage). Niemand hat je vorgeschrieben, dass diese dem Umfang einer besseren Masterarbeit Konkurrenz machen sollen. Wichtiger als die Menge und die Anzahl Zeichen ist die saubere, iterative Klärung der darin enthaltenen Punkte:

  • Warum wollen wir die digitale Transformation (strategische Herausforderung und Ziel)?

  • Wohin führt uns die Reise (motivierende Vision – motivierend heisst auch visuell ansprechend 😉)?

  • Wo stehen wir (Einschätzung IST-Zustand und Digitaler Reifegrad der Organisation)?

  • Wie können wir schon ganz einfach starten (Strategie ist zwar langfristig, kann aber durchaus agil sein)?

  • Was sind die Hauptthemen (Definition von Handlungsfeldern)?

  • Welche Schritte müssen wir auf unserer Reise machen (Ambition und Ziele)?

  • Wie setzen wir um und wer setzt um (Prozess, Rollen und Ressourcen klären)?

Zentral ist, Qualität vor Quantität. Jede:r kann eine umfassende, wenig aussagende Papiertiger-Strategie schreiben, die nach ChatGPT riecht. Weniger ist halt wirklich mehr.

2. (Digitale) Unternehmenskultur

Ob es einen zusätzlichen Begriff “Digitale Kultur” braucht, bin ich ehrlich gesagt ambivalent. Unbestritten ist, dass Elemente der Kultur gleichzeitig Treiber oder Hindernisse für eine Veränderung, also für die Digitale Transformation sein können:

  • Offenheit für Veränderung: Veränderung wird als Chance statt als Bedrohung gesehen.

  • Fehlertoleranz und Lernbereitschaft: Wird Scheitern als potenzielle Lernmöglichkeit verstanden?

  • Innovationsfreude: Werden kreative Ansätze gefördert und Zeit gegeben, um neue Dinge auszutestet?

In Digitalisierungsstrategien tendieren wir dazu, den Schwerpunkt zu stark auf technologische Themen zu legen. Es braucht ein Handlungsfeld mit Kultur gestaltenden Inhalten (Digitale Kompetenzen fördern, mit neuen digitalen Tools experimentieren, grundsätzliche Offenheit für digitale Formate → was wir in der Summe als Digitales Mindset verstehen). Es lohnt sich gemeinsam zu definieren, was wir als Organisation unter Digitalen Kompetenzen und unter einem Digitalen Mindset verstehen. Nur schon, damit Mitarbeitende sich über diese Begriffe unterhalten.

3. Digitale Kundenorientierung

Zentraler Erfolgsfaktor der Digitalen Transformation ist die Frage: Für wen digitalisieren wir? Wir müssen die Nutzenden unserer digitalen Tools kennen, damit wir deren Bedürfnisse mit einbeziehen können.

Das beginnt mit der Definition von Kundenorientierung oder Dienstleistungsorientierung. Und zwar möglichst breit abgestützt. Es genügt nicht, wenn da ein fittes Marketingteam eine sexy Website bewirtschaftet. Zentrales Ziel ist viel mehr, dass wir Nähe schaffen (im übertragenen Sinne) zwischen den Nutzenden und den Teams, die digitale Angebote und Dienstleistungen kreieren, pflegen und weiterentwickeln. Je komplexer eine Dienstleistung, desto detaillierter sollten wir auch das Feedback holen. Die drückbaren Smileys der Flughafentoilette sind nicht wirklich geeignet, um meine Erfahrung bei einer Knieoperation festzuhalten. Food for thought.

Ist deutlich aufwändiger, als es klingt. Aber…wenn das nicht berücksichtigt wird, ist die Digitalisierung für die Katz, für Nichts, für die Tonne…aber in keinem Fall für die Kundschaft.

4. Technische Hausaufgaben machen aka Technical Excellence

Was mir immer wieder begegnet sind technische, bremsende Rahmenbedingungen. Was wir häufig vergessen: Digitalisierung ist (ausser bei Tech Start-Ups) irgendwann zum Alltagsgeschäft dazu gekommen und historisch mit den bestehenden Silos gewachsen. Die Applikationslandschaft lässt sich am Besten als Gemischtwarenladen beschreiben, irgendwo gibt es ein System, das vor langer Zeit hätte einen Frühlingsputz vertragen können und Standards aus der modernen Softwareentwicklung, Unternehmensarchitektur und Data Governance führen zu unangenehmer Stille im Raum, wenn sie erwähnt werden.

Good News: Du musst nicht Google sein. Auf gut Berndeutsch “suberi Büetz” genügt. Und dranbleiben. Du brauchst bestimmte Grundlagen, um der Digitalen Transformation Schwung zu geben. Prozessdigitalisierung bedingt Prozessvisualisierung. Bewusste Entscheidungen für die Anschaffung von neuen Tools bedingen eine Übersicht über die vorhandenen. Dass Daten gepflegt werden bedingt eine klare Verantwortung für ebendiese Datenpflege. Kontextgerechte Lösungen bedingen ein fundiertes technisches Knowhow. Gute Digitale Transformation bringt die IT näher mit dem Fach zusammen und schafft gegenseitiges Verständnis.

5. Zeit & Ressourcen für die Umsetzung frühzeitig klären

Das schreibe ich mir selbst immer wieder hinter die Ohren. Alle wollen Digitale Transformation, keine:r will dafür zahlen. Leicht übertrieben, aber: Strategie partizipativ erarbeiten braucht Zeit, Kultur verändern braucht sehr viel Zeit, Schulungen brauchen Zeit, Prozesse visualisieren und wirklich einfacher machen braucht Zeit und zu guter letzt, gute Kommunikation braucht wirklich Zeit. Alle diese Faktoren unterscheiden Digitalisierung von echter Digitaler Transformation.

Heisst, frühzeitig thematisieren, diskutieren, sensibilisieren und vor Allem immer wieder aufzeigen, dass das Ganze weder günstig noch vorgestern fertig ist. Auf dieser Basis startet eine gemeinsame Diskussion über die mögliche Geschwindigkeit der Digitalen Transformation in der Organisation. Lieber fokussiert und langsam als gedrängt und stressig.

6. Transformation aktiv begleiten und agil umsetzen

Es sind die kleinen Dinge, die Veränderung erfolgreich machen. Es sind auch die kleinen Schritte, die Veränderung nachhaltig machen. Lieber den ersten einfachen Schritt umsetzen, als vor lauter Bäumen den Wald nicht verlieren.

Das steigt und fällt mit den Ressourcen. Erster Schritt ist eine klare Zuständigkeit. Ein dediziertes Team oder mindestens eine Person mit der konkreten Verantwortung die Digitale Transformation zu begleiten braucht es. Diese Begleitung beinhaltet auch das Tracking und die Priorisierung. Lieber weniger als mehr. Lieber regelmässiger für kleine Umsetzungspakete Feedback einholen, als lange Projekte planen und nach einem Jahr bemerken, dass die Veränderung minimal bis überschaubar stattgefunden hat. Digitale Transformation ist in meinen Augen immer zum Teil auch agile Transformation – aber das ist Material für mind. einen weiteren Blog zum Thema.

Was zusätzlich Berge versetzt (und Frustpotenzial massiv reduziert), ist, wenn die verantwortliche Person für Digitale Transformation ein Zugang zum Kässeli hat und ein gutes Netzwerk in der Organisation verfügt/aufbauen kann. Plus die Kompetenz und die Rückendeckung, die eine oder andere Türe einzutreten, statt nett anzuklopfen (Anm. der Redaktion: Sogenanntes GL Buy-In, dass du im Punkt 5 auch abholen solltest).

Daniel Aeschbacher, CEO von avega, im Gespräch mit dem Team

Wo befindest du dich auf der Reise der Digitalen Transformation? Digitalisierst du noch ohne Transformation? Oder transformierst du, und die Digitalisierung hinkt nach? Wenn du Inputs zu einem (oder vielen anderen) Erfolgsfaktoren der Digitalen Transformation benötigst, dann unterstützen wir gerne.

Noé Sterckx

Agile Consultant

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